Leider sind nur die wenigsten Merkmale durch ein einzelnes Gen bestimmt, wie es bei der autosomal rezessiven Vererbung der Fall ist. Häufig sind mehrere Gene beteiligt – das ist dann ein sogenannter polygener Erbgang.
Verantwortlich sind in diesem Fall viele Gene, die jeweils in einer dominanten oder rezessiven Form vorliegen können. Treffen sich genügend rezessive Genpaare, so ist der sogenannten „Schwellenwert“ überschritten und die Krankheit bildet sich aus.
Beispiele für die Vererbung:
6 Genpaare wurden bei einer Erkrankung identifiziert. Bei 6 Genpaaren gibt es 2 hoch 6 Verteilungsmöglichkeiten für jedes Eltenteil – das wären in diesem Fall 64.
Bei 7 Genpaaren wären es bereits 128 Möglichkeiten und bei 10 Genpaaren sind es schon 1024.
Allein an dieser Vielzahl sieht man, dass eine polygene Vererbung züchterisch nicht so simpel in den Griff zu bekommen ist, indem man die Hunde einfach nur testet.
Hunderassen sind künstliche Populationen und werden in geschlossenen Zucht-büchern geführt. Über die Jahre hat sich zwar die Gesamtzahl der Hunde enorm vergrößert, es ist jedoch kein neues Genmaterial dazu gekommen. Wenn man also bei einer Rasse auf ein spezielles Merkmal (wie bei uns den perfekten Ridge oder möglichst wenig bis gar keine weißen Abzeichen) selektiert, wird es noch enger mit der genetischen Vielfalt.
Mit steigendem Verwandtschaftsgrad steigt auch das Risiko, dass sich gleiche
Genpaare finden und die Population wird reinerbiger. Nimmt man eine signifikante Anzahl von Hunden aus der Zucht, so bedingt dies ganz zwangsläufig, dass man das Auftreten neuer Erbkrankheiten fördert.
Es ist keineswegs so, dass man krankmachende Gene nur isoliert betrachten darf. Es
kann durchaus sein, dass in direkter Nachbarschaft auf einem Chromosom Gene für
sehr wichtige Eigenschaften liegen. Diese würde man gleich mit ausmerzen, ohne
es zu wollen.