Gentests

Gentests in der Hundezucht ………Fluch und Segen zugleich

Gentests können helfen, sind aber kein „Allheilmittel“!

Im Falle eines rezessiven Erbgangs ist der Zuchteinsatz von sogenannten „Trägern“
(„Carrier“) völlig unkompliziert und auch sinnvoll, um den Genpool nicht noch
weiter zu verengen. Denn nur weil ein Zuchthund Träger eines Defektgens ist, so
ist er doch nicht krank und bringt zahlreiche gute, gesunde Gene in anderen
Bereichen mit, die für den Fortbestand einer Rasse wichtig sind. Ein Zuchteinsatz von Trägerhunden ist also absolut sinnvoll und sollte von den Züchtern und Zuchtvereinen nicht generell ausgeschlossen werden – die Praxis sieht leider anders aus.

Hündinnen, die sich beim Gentest (z.B. für die JME) als Träger herausstellen gehen
selbstverständlich in die Zucht, weil sich der Züchter einfach einen Rüden aussuchen kann der frei von diesem Defektgen ist. Oft machen die Züchter bereits einen Gentest, bevor sie die Welpen abgeben, um für sich den Zuchthund zu behalten (oder an potenzielle Züchter unter den Welpenkäufern abzugeben) die frei sind. Das wäre absolut nicht nötig, da aus diesen Verpaarungen nur Träger fallen können, die niemals krank werden und die bei einer Verpaarung mit freien Hunden ebenfalls „schlimmstenfalls“ Träger, jedoch niemals kranke Welpen bekommen.

Das Problem ist, dass es natürlich auch Rüden gibt, die sich bei einem Gentest als 
Träger herausstellen. Diese werden von den Züchtern in der Regel kategorisch
ausgeschlossen, selbst wenn die Hündin frei ist und man so eine Verpaarung bedenkenlos machen könnte. Damit geht uns erneut genetische Vielfalt verloren.

Das Resultat ist eine Verengung des Genpools, der (wie Eingangs bereits erwähnt)
aufgrund der strengen Selektion auf ein optisches, rein kosmetisches Merkmal –
dem perfekten Ridge – sowieso schon immer enger wird. Ein Dilemma, dem wir als
Züchter entgegenwirken müssen, denn genetische Diversität (Vielfalt) ist das höchste Gut in der Hundezucht und die größte Herausforderung der heutigen Rassehunde-zucht – das gilt nicht nur für den Rhodesian Ridgeback.

Die Züchter und die Zuchtvereine haben die Aufgabe sich dieser Herausforderung zu stellen und verantwortungsvoll damit umzugehen. 

Züchterisch schwierig wird es, wenn es sich nicht um einen einfachen, rezessiven sondern um einen sogenannten polygenen Erbang handelt. Hier sind viele Gene beteiligt und für die Vererbung und Ausprägung eines Merkmals verantwortlich.

Das bedeutet, dass man nicht einfach hergehen und sagen kann, dass man einfach
einen Zuchtpartner nimmt der diese Genkombination nicht trägt. Denn…eine Vererbung des Gendefekts wird so nicht ausgeschlossen – der Gendefekt kann trotzdem ausgeprägt werden.

Nehmen wir als Beispiel den Dermoid Sinus, von dem wir definitiv wissen, dass es sich NICHT um einen rezessiven, sondern um einen polygenen Erbgang handelt.
Seit Jahren laufen hierzu bereits Studien und seit Jahren wird erzählt, dass man kurz vor dem Gentest steht. Das ist ja schön und gut, aber was passiert, wenn wir diesen Gentest tatsächlich eines Tages bekommen? Müssen dann alle Hunde, die positiv getestet sind aus der Zucht genommen werden?

Ob man sich darüber schon Gedanken gemacht hat? Wohl eher nicht, denn alle schreien nach dem „Allheilmittel Gentest“ für den Dermoid Sinus.

Ein Gentest kann aber eine große Hilfe bei der Zucht gesunder Hunde sein. Der verantwortungsvolle Umgang damit, das ist die große Herausforderung für die Züchter in der heutigen Zeit.