Allgemeines

Unsere Rasse ist noch keine 100 Jahre alt und hat bereits mit einigen Defektgenen zu kämpfen. Das Hauptaugenmerk bei der Zucht des Rhodesian Ridgeback ist der „perfekte Ridge“, eine Mutation, auf den von Anfang an selektiert wurde. Der Ridge muss absolut symmetrisch sein und darf nur zwei Wirbel (Crowns) im Bereich der Box enthalten, die nicht versetzt, sondern genau gegenüber liegen müssen.

Damit ist klar, wie ein Züchter seinen potentiellen Zuchthund in der Wurfkiste gleich nach der Geburt aussucht – in erster Linie nach dem perfekten Ridge. Das ist das Hauptkriterium.

Zu den „kosmetischen Fehlern“ zählen (neben dem „gravierendsten Fehler“ in den Augen vieler Züchter – der Ridgelosigkeit) auch zu viel Weiß an Brust, Bauch und den Pfoten, stark versetzte Crowns, ein zu kurzer Ridge, nur 1 Crown oder mehr als 2 Crowns sowie schwarze Stichelhaare am Körper.

Ein „kosmetischer Fehler“ ist ein rein optischer Makel, der schlichtweg nicht dem entspricht, was der Mensch für „perfekt“ hält und in unseren Augen unerwünscht ist, den Hund jedoch in keinster Weise beeinträchtigt. Es gibt Züchter, die sprechen in solchen Fällen von „B-Ware“ oder „minderwertigen Welpen“. Früher war es oft üblich die ridgelosen Welpen gleich nach der Geburt zu töten…..gesunde Welpen, denen lediglich eine Mutation fehlt. Darüber darf man gar nicht nachdenken. 

Die Tatsache, dass wir als Züchter bereits kurz nach der Geburt nach kosmetischen Kriterien selektieren führt dazu, dass in so manchen Würfen 50% oder auch mehr Welpen gleich von vorne herein „rausfallen“, weil sie nicht in die gewünschte Schablone passen. Der Charakter eines Welpen, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden kann, ist aber auch ein enorm wichtiger Punkt für die Auswahl des künftigen Zuchthund, denn Wesen ist nachweislich genetisch.

Wir wissen auch nicht welche guten Gene uns verloren gehen, wenn wir zum Beispiel „zu viel Weiß“ eliminieren und diese Hunde aus der Zucht nehmen. Denn das ist bekanntlich mit anderen Genen gekoppelt (siehe hierzu die Studie zur Domestizierung von Füchsen >>

Hinzu kommen dann noch „gesundheitliche Fehler“ die bereits beim Welpen zum Zuchtausschluss führen. Das sind z.B. Rutenanomalien wie Knickrute und Blockrute (sie bedeuten zwar für den Hund keine gesundheitliche Beeinträchtigung, da man jedoch davon ausgeht,  dass sich diese vererben fallen diese Hunde aus der Zucht raus), Hodenanomalien beim Rüden (wenn einer oder beide Hoden nicht abgestiegen sind) und natürlich Gebissfehler (z.B. Rückbiss).

Es steht außer Frage, dass Welpen mit solchen gesundheitlichen Fehlern nicht züchterisch eingesetzt werden dürfen.

Bei einer Rasse, die gerade mal auf einem guten Dutzend Basishunden aufbaut, ist der Genpool äußerst wichtig und mit der Tatsache, dass wir alles aus der Zucht
rauswerfen was nicht dem perfekten, optischen (von UNS kreierten) Bild
entspricht, verengen wir den Genpool immer mehr und es kommt zu einem
genetischen Flaschenhals.

Und dann ist da noch der Dermoid Sinus, ein Gendefekt, der sich beim Rhodesian Ridgeback manifestiert hat und der bereits in den ersten Publikationen unserer Rasse dokumentiert wurde. 

Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass der DS (Dermoid Sinus) nicht im Zusammenhang mit dem Ridge steht, so ist es doch eine Tatsache, dass etwa 99,5% der Hunde mit dem Gendefekt Dermoid Sinus einen Ridge haben. Dies ist ein statistischer Wert den wir aus allen, uns derzeit bekannten Welpen mit Ridge und DS, die bisher in Deutschland im VDH gefallen sind (immerhin mehr als 500) angesetzt haben und die 0,5% rühren daher, dass immer wieder behauptet wird es gäbe auch Ridgebacks ohne Ridge, die einen DS haben. Auch wenn man bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis gebracht hat und immer wieder diese Gerüchte verbreitet werden, haben wir hier dennoch keine 100% angesetzt, um diese Diskussion auszuschließen. Denn bei einem derart hohen Prozentsatz an Hunden „mit Ridge und DS“ steht wohl außer Frage, dass der Ridge im Zusammenhang mit dem DS stehen muss! 

Dass im letzten Jahr ein deutscher Tierarzt stolz auf Facebook gepostet hat, dass er seinen 1000sten Dermoid Sinus operiert hat (nur er – und es gibt zahlreiche Tierärzte in Deutschland, die diese Operation durchführen) zeigt deutlich, dass das Thema DS nicht so klein ist, wie es immer dargestellt wird.

Neben der generellen Erweiterung des Genpools ist das einer der Hauptgründe, warum man ridgelose Ridgebacks in die Zucht integrieren sollte.

Was die ridgelosen Ridgebacks an sich betrifft, so ist dies für so manchen Züchter ein absolutes NO GO und für viele von ihnen das Schlimmste, was ihnen passieren kann. Ein Zitat eines Züchters steht hier für die Einstellung so mancher: „Ich habe lieber mehrere Welpen mit Dermoid Sinus in einem Wurf als einen ridgelosen, denn diese Welpen sind ja optisch perfekt und man kann sie gut verkaufen.“

Dafür fehlt uns jegliches Verständnis, denn den ridgelosen Ridgebacks fehlt lediglich eine Mutation – nichts Anderes ist der Ridge.

Der VDH (Verband für das deutsche Hundewesen – der Dachverband für die Zucht von international anerkannten FCI-Hunden in Deutschland) erlaubt derzeit den Zuchteinsatz von ridgelosen Ridgebacks in der Zucht. In einem Schreiben an die Mitgliedsvereine schreibt er u.a. Folgendes:„…da man inzwischen weiß, dass homozygote Hunde für das „Ridgeallel“ ein erhöhtes Risiko (für den DS) aufweisen“

Weiter schreibt der VDH:
„Wir empfehlen also die Testung der ridgetragenden Hunde und die Verpaarung homozygoter Hunde mit ridgelosen Hunden“.
(siehe Vererbung des Ridges >>)

Das bedeutet also, wenn ein Rhodesian Ridgeback homozygot (reinerbig) für den Ridge ist, dann sollte er nur mit einem ridgelosen Partner verpaart werden – so die
Empfehlung des VDH (Diese Empfehlung des VDH und die Genehmigung, dass die
Vereine ridgelose Hunde zur Zucht verwenden dürfen, hat übrigens derzeit nach
wie vor Bestand!).

Das hat einen riesigen Aufschrei der Empörung in der deutschen Ridgeback-Welt
ausgelöst und einige Leute auf den Plan gerufen, die Züchter, die den
Zuchteinsatz von ridgelosen Ridgebacks befürworten, zu diskreditieren. Uns wird vorgeworfen wir würden ridgelose Ridgebacks züchten wollen, gegen den Standard verstoßen usw. Es gibt sogar Menschen die behaupten, dass ridgelose Ridgebacks nicht reinrassig sind. Soviel Unverstand macht einen schlichtweg fassungslos.

Was wir wollen ist eine Erweiterung des Genpools zur Gesunderhaltung unserer Rasse – keine neue Varietät. Ridgelose Ridgebacks zu züchten wäre einfach, indem man zwei ridgelose Hunde einfach miteinander verpaart. Das ist jedoch nicht das Ziel.

Dann gibt es Leute die fordern, dass die Nachkommen der ridgelosen Ridgebacks über mehrere Generationen gekennzeichnet werden, damit man nicht „versehentlich“ mit einer solchen Linie züchtet. Dazu kann man nur sagen, dass diese Menschen die
Grundlagen der Mendel-Genetik und des rezessiven Erbgangs (wird bereits in der 5.Klasse unterrichtet) absolut nicht begriffen haben, was einfach nur traurig ist. Denn ein Hund mit Ridge, der ein Nachkomme eines ridgelosen Ridgeback ist, trägt nicht mehr ridgelos in sich als ein Hund aus einer Verpaarung mit 2 Hunden die beide einen Ridge hatten (siehe Vererbung des Ridges) und den Genstatus R/r haben.

Nun haben sich einige Personen dafür stark gemacht, dass der Standard in Süd Afrika geändert wird. Das Ursprungsland ist zwar das heutige Zimbabwe, ehem.
Rhodesien, aber da es dort keinen Parent Club (Dachverband) gibt hat die KUSA
(Kennel Union of South Africa) den Standard übernommen und ist dafür zuständig.

Bisher wurde im Standard auf die ridgelosen Ridgebacks kein Bezug genommen, im Januar 2020 wurde im Standard als „disqualifizierender Fehler“ „Ridgeless“ mit
aufgenommen.

Nun muss eines klar gestellt werden: Zum Ersten wurde die Änderung der KUSA noch nicht in den FCI-Standard übernommen (das ist für die FCI-Länder erforderlich – so lange gilt noch der alte Standard), zum Zweiten bedeutet ein disqualifizierender Fehler lediglich, dass dieser Hund auf Ausstellungen disqualifiziert wird. Es bedeutet nicht automatisch, dass ein züchterischer Einsatz dieser Hunde unmöglich ist.

Bestes Beispiel ist hier der Dalmatiner, wo eine so genannte „Platte“ (Dalmatiner
kommen in der Regel weiß zur Welt, manche haben jedoch bei der Geburt bereits
einen großen, schwarzen Fleck) als disqualifizierender Fehler im Standard
steht, die Hunde jedoch in Einzelfällen züchterisch eingesetzt werden.

Das bedeutet also – selbst wenn die FCI den Standard so von der KUSA übernehmen
sollte (was in der heutigen Zeit, wo die Rassehundezucht derart auf dem Prüfstand steht, sicherlich nicht das richtige Zeichen wäre), so steht einem Zuchteinsatz der ridgelosen Hunde nichts entgegen – nichts außer den Züchtern und Vereinen, die absolut dagegen sind. Und davon gibt es leider gerade in Deutschland einige.

Ein interessanter Satz im Standard des Ridgebacks im Punkt „Faults“ (Fehler) ist folgender:
„Any departure from the foregoing points should be considered a fault and the seriousness with which the fault should be regarded should be in exact proportion to its degree and its effect upon the health and welfare of the dog.“

Übersetzung:
„Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, und die Schwere des Fehlers sollte in genauem Verhältnis zu seinem Grad und seiner Auswirkung auf die Gesundheit und das Wohlergehen des Hundes stehen.“

 ….die Gesundheit und das Wohlergehen des Hundes!

Das muss im Vordergrund stehen, nicht die Kosmetik. Leider sieht es im Moment bei vielen Rassen anders aus, was auch dazu geführt hat, dass z.B. im Holland inzwischen die Zucht von brachyzephalen (kurznasigen) Rassen wie dem Mops verboten ist.

Wie diese Rassen wird auch der Rhodesian Ridgeback auf Grund des Dermoid Sinus im Qualzuchtgutachten aufgeführt.

Seit vielen Jahrzehnten werden die Ridgebacks mit Dermoid Sinus von der Zucht
ausgeschlossen, aber am Prozentsatz der Welpen mit diesem Gendefekt hat sich leider nichts geändert. Einen Gentest für den DS gibt es nicht und es ist fraglich, ob es diesen jemals geben wird. Das Einzige was man weiß ist, dass es sich um einen polygenen Erbgang handelt (es sind mehrere Gene involviert), was eine einfache Vererbung lt. Mendel ausschließt. Das bedeutet, dass es nicht möglich sein wird zu sagen, dass man einen Anlageträger (ein Hund, der diese Genkombination in sich trägt) einfach mit einem Hund verpaart, der frei von diesen Defektgenen ist. Die Konsequenz wäre dann, dass alle Anlageträger von der Zucht ausgeschlossen werden müssten um absolut sicher zu gehen, dass der Dermoid Sinus irgendwann ausgerottet ist. Das wäre ein weiteres Desaster für unserer Rasse, da dadurch der Genpool noch enger werden würde. Aber wie gesagt – es ist fraglich ob es diesen Gentest jemals geben wird, auch wenn seit Jahren immer wieder behauptet wird man stünde „kurz davor“ und man hätte „einen Durchbruch“.

Die überwiegende Zahl der bisher getesteten Ridgebacks mit Dermoid Sinus ist
homozygot für den Ridge (Genstatus: R/R) und aufgrund der bisherigen
Erkenntnisse wäre es also absolut sinnvoll diese homozygote Ridgebacks nur mit
ridgelosen Ridgebacks zu verpaaren (so wie es der VDH derzeit auch empfiehlt), um so wenig für den Ridge reinerbige Welpen wie möglich zu züchten und damit das Risiko des DS zu minimieren. 

In Deutschland aber auch in anderen Ländern (u.a. Amerika, Süd Afrika, Canada)
wurden schon Verpaarungen mit ridgelosen Ridgebacks durchgeführt. 
(Statistik der bisher bekannten Würfe mit ridgelosen Ridgebacks >>)

Die bekannteste Züchterin ist natürlich die bekannte Autorin Ann Chamberlain. Sie hat sich lange und sehr ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt und dazu einen Artikel geschrieben.

Ihren Schlusssatz sollten wir uns alle zu Herzen nehmen:
„Wir dürfen das Kind nicht mit dem Bad ausschütten – am Ende brauchen wir die ridgelosen Hunde auf ganzer Linie!“

In diesem Sinne hoffen wir, dass die Ridgeback-Zucht den richtigen Weg geht, gegen alle Widrigkeiten und alle Steine, die uns von den Standardfetischisten in den Weg
gelegt werden.

Denn schlussendlich geht es um die Gesunderhaltung einer Rasse und nicht um ein
kosmetisches Merkmal, eine „perfekte Mutation“. Zumindest SOLLTE es darum gehen.